Josef Strauss hat kein Bühnenwerk komponiert. Etwa 30 Jahre nach seinem Tod (er starb am 22. Juli 1870) fassten der Direktor des Vergnügungszentrums «Venedig in Wien», Gabor Steiner, und sein Kapellmeister, Ernst Reiterer, den Plan, aus seinen Tanzweisen die Musik zu einer Operette zu arrangieren. Ihr Vorbild war die Operette «Wiener Blut», die im Jahre 1899 von Adolf Müller Junior nach Melodien von Johann Strauss (Sohn) hergestellt worden war. Es gab allerdings einen Unterschied: Johann Strauss (Sohn) war mit der Verwendung seiner Tanzweisen für «Wiener Blut» einverstanden. Im Falle der Werke von Josef Strauss musste das Ende der Schutzfrist abgewartet werden. Da diese Frist damals nur 30 Jahre betrug, waren die Werke von Josef Strauss ab 1907 «gemeinfrei» und konnten von jedermann nach Belieben abgeändert werden. Das machten sich Gabor Steiner und Ernst Reiterer zunutze: gegen den – vergeblichen – Widerstand des überlebenden Bruders Eduard Strauß arrangierten sie nach einem effektvollen Textbuch von Carl Lindau und Julius Wilhelm die Operette «Frühlingsluft» und ließen das Werk am 9. Mai 1903 auf der Bühne von «Venedig in Wien» im Prater zum ersten Male aufführen. Es gab einen anhaltenden Erfolg. Die Operette wurde später auf zahlreichen Bühnen nachgespielt. Ernst Reiterer ist mit der Musik von Josef Strauss sehr freizügig umgegangen. Für den «Knickebein-Marsch», der als Einzelnummer im Verlag Doblinger erschienen ist, verwendete er einen Teil des «Phönix-Marsches», op. 105 von Josef Stauss, der zum ersten Male am 20. Mai 1865 aufgeführt worden war. Für das Trio wurde – wohl um einen heiteren Akzent zu gewinnen (das Ehepaar Apollonia und Vinzenz Knickebein hat in der Operette komische Figuren abzugeben) – unbekümmert jenes fröhlich-wienerische Motiv in den Marschrhythmus umgesetzt, das Josef Strass im Trio seiner Schnellpolka «Eingesendet!», op. 240 aus dem Fasching 1868 zum ersten Male vorgetragen hat.
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