Der Walzer «Sinngedichte» erinnert an das Debüt des jungen «Strauss-Schani» am 15. Oktober 1844 in Dommayers Casino in Hietzing. Knapp nach 18 Uhr betrat der schmächtig Sohn des damals in Wien regierenden Walzerkönigs Johann Strauss (und zwar gegen den Willen seines Vaters) das Podium des mit einem neugierigen Publikum dicht besetzten Raumes und begann, bleich, aber gefasst und entschlossen, mit dem Vortrag eines anspruchsvollen Programms, das aus der Spähre der Oper zur wienerischen Tanzmusik überleitete. Hauptwerk dieser «Soirée dansante», bei der allerdings wegen Überfüllung aller Räume des Casinos niemand tanzen konnte, war die Walzerpartie «Sinngedichte», die nach einer respektvollen Verneigung des jungen Strauss vor seinem Vater (er spielte dessen Meisterwalzer «Loreley-Rheinklänge», op. 154) mit Schwung und anmutiger Grazie vorgetragen wurde. Das Werk erinnerte in den Anfangstakten an einen der wichtigsten Walzer des im April 1843 verstorbenen Musikdirektors Josef Lanner, an dessen Opus 200 «Die Schönbrunner», zitierte aber ganz unüberhörbar auch den kurz vorher aufgespielten Walzer «Loreley-Rheinklänge». Strauss-Sohn sah sich also als Erbe der beiden wichtigsten Repräsentanten der wienerischen Musik in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, als Erbe Lanners und seines Vaters! Es war ein hoher Anspruch - aber der junge Mann war imstande, diesen Anspruch zu erfüllen. Das bewies ihm der jubelnde Beifall des Publikums, der ihn zwang, den Walzer «Sinngedichte» oftmals zu wiederholen. Das bewiesen ihm aber auch die begeisterten Berichte über den Verlauf seines Debüts in allen Journalen der Donaumonarchie. Das später berühmteste Feuilleton ist mit ein paar Tagen Verspätung im «Wanderer» erschienen: es stammte von Franz Wiest und schloss mit den prophetischen Worten: «Gute Nacht, Lanner! Guten Abend, Strauss-Vater. Guten Morgen, Strauss-Sohn»
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