Für die Ballfeste im Karneval 1871 wollte Johann Strauss Tanzstücke aus dem reichen Melodienvorrat seiner ersten Operette, "Indigo und die 40 Räuber", zur Verfügung stellen. Die Journalisten- und Schriftstellervereinigung "Concordia" sollte den Walzer "Tausend und eine Nacht" als Ballwidmung erhalten, für andere repräsentative Veranstaltungen waren Polkatänze vorgesehen. Doch dieser Plan drohte daran zu scheitern, dass die erste Aufführung der Operette im Theater an der Wien mehrfach verschoben werden musste. Nun hatte Strauss begründete Bedenken, die Hauptmelodien seines Bühnenwerkes vor dem Premièrenabend im Ballsaal vortragen zu lassen. Da der "Concordia-Ball" des Jahres 1871 vor der endlich am 10. Februar erfolgten Uraufführung der Operette "Indigo und die 40 Räuber" abgehalten wurde, zog Strauss seine Zusage der Walzerwidmung im letzten Augenblick zurück. Für den Juristenball stellte sich dieses Problem zuletzt aber doch nicht: diese Veranstaltung fand erst am 14. Februar 1871 im Sofiensaal statt, also ein paar Tage nach der Première im Theater an der Wien. Johann Strauss konnte also den Juristen eine Polka zueignen. Das Werk erhielt den Titel "Auf freiem Fusse", der auf eine Szene der Operette, aber auch auf einen Freispruch in einem Strafprozess anspielte. Die Aufführung der Polka - zusammen mit der Ballwidmung von Eduard Strauss, dem Walzer "Hypothesen", op. 72 - unter Eduards Leitung wurde durch mehrere Ballberichte bestätigt. So schrieb das "Fremden-Blatt" am 15. Februar 1871: "Reich bedacht war auch das Novitäten-Tanzproqramm durch Eduards Walzer 'Hypothesen' und die neue Polka francaise 'Auf freiem Fusse', die Themata aus der Strauss'schen 'Indigo'-Operette in den Tanzsaal brachte." In seinen Sonntags-Konzerten im Musikverein präsentierte Eduard Strauss die Polka seines Bruders am 19. März 1871 zum ersten Male. Im Druck erschien das Werk sogar erst im April 1871 - es brauchte eben seine Zeit, bis die Melodienfülle der Operettenpartitur in Tanzstücke umgewandelt werden konnte. Autor: Prof. Franz Mailer (1998)
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